Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, haben wir am Freiburger Mahnmal Blumen niedergelegt und der Opfer gedacht. Unsere Vorständin Carolin hat die folgende Rede gehalten:
“Wir haben uns heute hier versammelt, um der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27.01.1945 und aller Opfer des nationalsozialistischen Regimes zu gedenken.
Die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Freiburg steht dieses Jahr unter dem Motto: „ASOZIAL“: VERFOLGUNG VON UNANGEPASSTEN UND „GEMEINSCHAFTSFREMDEN“ IM NS-STAAT.
Dazu zählten neben rassistisch definierten Gruppen wie Sinti und Roma, Sexarbeitenden, oder sogenannten ,,Arbeitsscheuen“ auch Menschen, die als gleichgeschlechtlich Liebende oder aufgrund ihrer Geschlechtsidentität der nationalsozialistischen Ideologie nicht entsprachen. Sie wurden ausgegrenzt, kriminalisiert, zwangssterilisiert oder kastriert sowie in Gefängnissen oder Konzentrationslagern inhaftiert, was viele nicht überlebten.
Gemeinsam war allen diesen Verfolgten, dass ihr Leid in der Nachkriegszeit meist nicht anerkannt sondern sogar gerechtfertigt und die Ausgrenzung weiter fortgesetzt wurde. Die Anerkennung als Opfer des NS-Regimes konnten sie alle nur gegen heftigen Widerstand der Mehrheitsgesellschaft erringen.
Das Gedenken an die queeren Opfer des NS Regimes hat in den letzten Jahren stärkeres Gewicht bekommen. In den 80er Jahren entstanden erste Denkmäler und Gedenkorte, mittlerweile gibt es auch in einigen ehemaligen Konzentrationslagern entsprechende Installationen (nicht aber in Auschwitz). Besonders freuen wir uns, dass die Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten im letzten Jahr nach jahrelangen Diskussionen endlich grünes Licht für die Aufstellung einer Gedenkkugel für lesbische Frauen im KZ Ravensbrück gegeben hat. Sie soll im Frühjahr 2022, anlässlich des 77. Jahrestages der Befreiung des KZs aufgestellt werden.
Auch im geplanten NS Dokumentationszentrum Freiburg werden LSBTTIQ Opfer einen Platz finden.
Noch immer keinen Erfolg hatte dagegen eine Petition an das Bundestagspräsidium, die Verfolgung von LSBTTIQ Personen während der offiziellen Gedenkstunde des Bundestages am 27.01. zu thematisieren. Wir hoffen, dass die Ampelkoalition dem Abhilfe verschaffen wird und ihre Ankündigungen einer queerfreundlichen Politik umsetzen wird.
Die Ausgrenzung, Abwertung und Entrechtung von Menschen vergiftet immer die gesamte Gesellschaft. Darum müssen wir gemeinsam um Freiheit, Gleichwertigkeit und Respekt täglich neu ringen – auch in der Erinnerungskultur.
Es geht nicht um ein „Gegeneinander“ sondern ein „Miteinander“ in der Erinnerung und in der Gegenwart.”