Stolpersteine für Freiburg – HANS WINTERHALTER

Anläßlich der Verlegung weiterer Stolpersteine in Freiburg durch den Kölner Künstler Gunter Demnig fand am 16. November im Goethe Institut eine Gedenkveranstaltung statt. Marlis Meckel, Leiterin des Freiburger Stolpersteinprojekts, verlas die Namen und Lebensdaten der Menschen, für die ein neuer Stolperstein verlegt wurde, einschließlich der homosexuellen Opfer des Naziterrors Hans Winterhalter und Erich Mäder. Anschließend hielt ich ein Referat zum Thema “Homosexualität in der NS-Diktatur”, das ein großer Erfolg mit lebhafter Teilnahme der zahlreichen Zuhörer war. In dieser Ausgabe veröffentlichen wir private Daten zu Hans Winterhalter, die ich bei meinen vielen Recherchen herausgefunden habe:

Hans Winterhalter wurde am 16.07.1907 in Hinterzarten geboren. Er war römisch-katholisch wie sein Vater, der auch aus Hinterzarten stammte. Dieser arbeitete bei der Bahn und starb Anfang der 50er Jahre. Seine Mutter kam aus Saarbrücken, war evangelisch und zog nach der Scheidung wieder nach Saarbrücken. Sie starb dort. Hans hatte einen älteren Bruder. Die beiden Brüder besuchten die Grundschule in Hinterzarten.

Von 1936 – 1938 lebte Winterhalter in Frankfurt am Main, arbeitete als Kellner und Masseur und wurde dort wegen “Sittlichkeitsverbrechen” zu einer Gefängnisstrafe von 1 Jahr 9 Monaten verurteilt. Er kam am 10.08.1937 in das Lager Walchum.

Nach seiner Entlassung lebte er in Freiburg in der Fürstenbergstraße 7 und arbeitete als Heilgehilfe. Im Jahre 1939 stand er in Freiburg wegen Unzucht zwischen Männern vor Gericht. Er wurde am 30.11.1939 vom Landgericht Freiburg zu einer Strafe von 2 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Leider ist die Gerichtsakte zu diesem Prozess vernichtet worden, sowie weitere etwa 100 Prozessakten in Freiburg über homosexuelle “Verbrechen” in der NS Zeit. Daher fehlen wichtige Informationen. Vom Gefängnis Freiburg aus kam Winterhalter zuerst ins Zuchthaus Bruchsal und am 31.01.1940 ins Lager Börgermoor. Am 18.02.1941 kam er mit einem Transport ins Hauptlazarett nach Papenburg, am 21.03.1941 zurück nach Börgermoor. Ins Strafgefangenenlager Delmenhorst kam er am 27.03.1941, ins Konzentrationslager Flossenbürg am 10.11.1941, wo er in der Haftkategorie “§ VH” (= §175 Vorbeugungshäftling) geführt wurde, und am 24.10.1942 ins Konzentrationslager Sachsenhausen. Dort starb er am 02.12.1942 um 20.15 Uhr. Die Todesurkunde gibt, wie bei allen Todesfällen in den Konzentrationslagern, natürliche Ursachen an. Es ist aber bekannt, dass die meisten Homosexuellen, die in Sachsenhausen den Tod fanden, ermordet wurden.

Die NS Personenbeschreiburg von Hans Winterhalter existiert noch: 1,70m groß, Gestalt mittel, braune Augen und braunes Haar, Gesicht und Kinn oval, Nase, Mund und Ohren gewöhnlich, Stirn hoch, Zähne gut, eine Narbe an der rechten Wange.

William Schaefer